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20.03.24 –
In schlichtem Blau-Weiß gestaltet, geben an unseren Straßen Schilder den Ortsfremden Orientierung. Von Einheimischen bleiben sie meist völlig unbeachtet. Dabei könnten wir von ihnen viel über die Geschichte, die Entwicklung und Kultur unserer Region lernen. Sind die Straßen nach Personen benannt, ist dies immer auch eine Ehrung. Daher entzünden sich an solchen Straßennamen immer wieder Diskussionen.
Wie geht man mit der Geschichte um? Wer sollte in Zukunft geehrt werden dürfen? Dies zu erarbeiten, zu formulieren und den Stadtverordneten zur Abstimmung vorzulegen, war die Aufgabe einer 2020 auf Antrag der Grünen gegründeten Kommission. Deren Mitglieder waren sich einig, dass sich Geschichte nicht durch Umbenennungen von Straßennamen löschen lässt. Am Anfang muss Erinnerung und Aufklärung durch Informationsvermittlung stehen. Das betrifft nicht nur kritisch zu betrachtende Namen wie Schimmelmann, Bismarck oder Alfred Rust, sondern auch positiv hervorzuhebende Persönlichkeiten. Ein Beispiel hier ist die Otto- Schumann-Straße. Nur der Hinweis am Straßenschild klärt, ob die Straße nach dem Widerstandskämpfer oder einem gleichnamigen SS-Gruppenführer benannt ist. Zusatzinformationen sind wichtig. Dasselbe gilt für weniger bekannte Persönlichkeiten wie Jonny Loesch, nach dem eine kleine Straße in der Siedlung Am Hagen benannt ist. Ohne zusätzliche Informationen wissen Zugezogene nicht, für welches Verdienst er geehrt wurde.
Geplant war, die hinter den Namen Ahrensburger Straßen stehenden Biographien öffentlich zugänglich zu machen und die Bürger*innen zu einer aktiven Auseinandersetzung mit unserer Geschichte einzuladen.
Zur Bewertung von Straßennamen aus der Vergangenheit schlug die Kommission vor, die Grundrechte und die Menschenwürde, insbesondere das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, als Maßstäbe anzulegen und die Bewertung im Rahmen des historischen Kontextes abzuwägen. Zu einer solchen Bewertung kam es nicht mehr, denn an dieser Stelle wurde die Arbeit der Kommission durch die mehrheitliche Entscheidung der Stadtverordnetenver- sammlung beendet. Ob aus finanziellen Gründen, aus Angst vor Polarisierung oder einfach aus Desinteresse: Übrig blieb lediglich ein Kriterienkatalog für zukünftige Benennungen. Ich werde sicher nicht aufhören, darum zu kämpfen, dass unsere Straßen, Wege, Orte und Gebäude ihre Geschichte erzählen und aufklären, gerade jetzt, in der heutigen Zeit.
Stefan Gertz, Stadtverordneter und Mitglied der Kommission
Eine Liste und wenige Stichworte zu den Persönlichkeiten, nach denen Ahrensburger Straßen benannt sind, finden Sie hier.
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